Über mich, in 3 Akten.

In meinem ersten Leben war ich passionierte Kamerafrau, habe in der Arktis Inuit begleitet und in der Ukraine Bergdörfer erkundet, in Polen zu meiner Kunst gefunden, in Deutschland das Handwerk gelernt.

Amors Pfeil traf mich unverhofft (es war, wie sich später herausstellte, ein Missverständnis) - ich wurde Mutter und katapultierte mich in eine Parallelwelt mit Windeln, Karottenquetschis und bewusstseins-sedierenden Krabbelgruppen.

Aus Mangel an Angeboten für Halbtags-Kamerafrauen begann ich für 2€/Stunde Texte zu schreiben. Dabei fielen mir zwar unverschämt viele Haare aus, aber ein Text über Hosen in Gelb schleuderte mich in die Marketingwelt, wo ich nach 7 Jahren am anderen Ende der Advertising-Spirale herausgespuckt wurde: Als Kreativdirektorin durfte ich mit Geschäftsführern viel teures Essen verschlingen, was die rasant steigenden Betreuungs- und Friseurkosten kompensierte.

Mein Überleben war gesichert und ich hätte glücklich mit einem Champagnerglas in Monte Carlo enden können, aber das verdammt eigenwillige Herz zog mich wieder zum Film - ein riskant lebensgefährlicher Plot-Twist, der das Publikum jedoch aus seiner Lethargie riss.

Nachdem ich mich als Stipendiatin der Drehbuch-Werkstatt endlich in meiner Berufung angekommen fühle, blubbern die Geschichten wie Elon Musk -Tweets aus mir heraus und ich stelle fest, dass sich all das gelohnt hat: Die Welt durchs Objektiv zu sehen, dann durch die Augen eines Kindes, durch die einer Mutter und demütig von ganz unten zu starten.

Denn was soll ich euch denn als Autorin erzählen, wenn nicht vom Leben, in allen Facetten?